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Günther

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Lebensbilder von der Straße

Günther

* 1932 in Essen geboren

Nachdem mein Vater sich zur Waffen-SS gemeldet hatte, konnte unsere Mutter allein nicht mehr für uns drei Geschwister sorgen. So kam ich mit sechs ins Heim. Dort setzte es ständig Prügel. Nach Kriegsende wurde ich Knecht bei einem Bauern im Westerwald. Erst mit 27 kehrte ich nach Essen zurück und arbeitete in der Kokerei, auf Baustellen, Jahrmärkten und bei einem Schrotthändler. Nachdem mich meine Tante vor die Tür gesetzt hatte, zog ich in die Laube einer Schrebergartensiedlung. Mitte der sechziger Jahre lernte ich Vera kennen. Aber sie war erst 19 und damit nicht volljährig. Das gab nur Ärger. Vera bekam ein Kind von mir, aber das habe ich nie zu Gesicht bekommen, denn ihre Mutter verbot uns den Kontakt. Ich war fertig mit der Welt und zog erst 15 Jahre mit den Schaustellern durchs Land, dann zweieinhalb mit einem Zirkus. Ich wohnte bei Freunden und für einige Jahre in einer Obdachloseneinrichtung in Essen. Ich jobbte mal hier, mal da. Die letzten Jahre vor meiner Rente half ich einem Kumpel beim Hausumbau. Meine Eltern sind verstorben und meine Geschwister habe ich seit 60 Jahren nicht mehr gesehen, obwohl sie noch immer in Essen wohnen. In meinem Leben ist so viel passiert – jetzt will ich ein Buch darüber schreiben.

 

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